Der Kuaför aus der Keupstraße

Der Kuaför aus der Keupstraße

In Interviews und mit nachgestellten Szenen stellt Andreas Maus die Opfer des Kölner Nagelbombenanschlags in den Mittelpunkt seines Dokumentarfilms.

DF
Movie Artwork

Am Nachmittag des 9. Juni 2004 explodierte die Bombe vor dem Geschäft des Frisörs Özcan Yildirim in der Kölner Keupstraße. Schnell wird er in den Augen der ermittelnden Behörden zum potentiellen Täter mit Verbindungen zur Schutzgeld- oder Drogenmafia. Er wird kriminalisiert und mit ihm eine ganze Straße, eine Gemeinschaft mit Migrationshintergrund. Erst sieben Jahre später werden die wahren Täter enttarnt, die Rechtsterroristen des selbsternannten National-sozialistischen Untergrunds (NSU).
Die Ermittlungen gegen die Opfer werden eingestellt, aber es haben sich tausende Seiten Ermittlungsakten angehäuft, die das skandalöse Vorgehen der Behörden dokumentieren. Der Kölner Filmemacher Andreas Maus hat Zugang zu diesen Akten und dokumentiert die Originalverhöre der Opfer und Ermittler in seinem Film. Die Befragungen der Bewohner der Keupstraße werden aus den Originalprotokollen der umfangreichen Ermittlungsakten mit Schauspielern szenisch nachgestellt.
So wie in Köln wurden auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Angehörigen und ihr Umfeld verdächtigt. Der Film eröffnet die Diskussion über die Frage einer strukturellen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland auf eine neue Art, nämlich aus der Perspektive der Betroffenen.

DER KUAFÖR AUS DER KEUPSTRAßE | Deutschland 2015 | Regie: Andreas Maus | Mit: Taner Sahintürk, Atilla Öner, Sesede Terziyan, u.a. | 92 Minuten