Der Schein trügt

Der Schein trügt

Eine anspruchsvolle Mischung aus Blasphemie und Gottesglaube, Sozialkritik und Romantik in der Sinn und Unsinn aufeinandertreffen

In drei satirischen Episoden erzählt Srdjan Dragojevic die Geschichte eines fürsorglichen Familienvaters, der auf einmal einen Heiligenschein trägt. Mit anarchischem und teils rabiatem Humor reist der Zuschauer durch die Leinwand in ein neokapitalistisches, postsozialistisches Europa und folgt Stojan durch sein Leben.
Stojan ist ein unbescholtener Mann, fürsorglicher Familienvater und sehr bescheiden. Ein Kurzschluss der Glühbirne bringt ihm eine unverhoffte Erleuchtung: ein Heiligenschein ziert plötzlich Stojans Haupt. Er wird zu der Attraktion in der Nachbarschaft und stellt das beschauliche Leben seiner Familie auf den Kopf. Stojans Frau Nada ist vom Trubel schnell genervt. Das Ding muss weg und eine Mütze ist bekanntlich keine Dauerlösung. Doch nachdem auch gründliches Haarewaschen nichts bringt, verdonnert sie ihren Mann zu einem ausgiebigen Curriculum in Sachen Sünde. Ein bisschen Völlerei hier, ein wenig Ehebruch dort. Von derlei Tricksereien lässt sich der edle Nimbus nicht beeindrucken. Stojan ackert sich durch alle Todsünden – und findet schließlich Gefallen an der Grausamkeit. Und nicht nur er. Je herzloser Stojan seinen Vorteil ausnutzt, umso bereitwilliger wird er von den Nachbarn als moralische Instanz akzeptiert. Es stellt sich heraus: der schöne Schein überstrahlt auch noch den schlimmsten Frevel.
»Humor reicht von der Brachialkomik (…) über die bissige Satire (…) bis zum bitteren Sarkasmus« (programmkino.de)

Nebesa | RS 2020 | Regie: Srdjan Dragojevic | Mit: Goran Navojec, Bojan Navojec, Ksenija Marinkovic | ab 16 Jahren | 120 Minuten