Pforzheim – Die Mischung macht’s #3
Pforzheim – Die Mischung macht's #3
Im dritten Doppelporträt werden der aus dem Kongo stammende Nsindu Kabuiku und der Deutsche Christof Hilligardt vorgestellt.
Christof Hilligardt
Es ist ein alteingesessener Pforzheimer Familienbetrieb, den Christof Hilligardt seit Jahrzehnten führt. Als vor eineinhalb Jahren gegenüber der Friedhofsgärtnerei, im ehemaligen St. Trudpert, Flüchtlinge untergebracht worden sind, hat der heute 60-Jährige sie zusammen mit seinen Nachbarn begrüßt. Für Christof Hilligardt ist das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten Alltag. Nicht nur viele seiner MitarbeiterInnen auch viele seiner KundInnen haben Migrationshintergrund.
Nsindu Kabuiku
In seiner Heimat, dem Kongo, gehört er zu den Rebellen. So bleibt Nsindu Kabuiku nur die Flucht. 1992 kommt der heute 57-Jährige nach Pforzheim, 1996 wird er abgeschoben. Im Kongo folgt ein Jahr Gefängnis, bevor er erneut fliehen kann. Seither lebt Nsindu Kabuiku in Remchingen – zusammen mit seiner Frau, die 2001 nachgekommen ist, und seinen fünf Kindern. 16 Jahre hat Nsindu Kabuiku als Estrichleger gearbeitet. Jetzt ist er bei der Friedhofsgärtnerei Hilligardt beschäftigt.
„Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft“
Dritter Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ zeigt wie Integration gelingt
„Wir sind die beste Kolonne“, sagt Nsindu Kabuiku. Damit ist eigentlich schon alles auf den Punkt gebracht. Wenn der Pforzheimer Christof Hilligardt, Inhaber der gleichnamigen Friedhofsgärtnerei, und der Kongolese Nsindu Kabuiku, Mitarbeiter in der Friedhofsgärtnerei Hilligardt, zusammen eine Friedhofsanlage anlegen oder pflegen, dann greift ein Rädchen in das Andere. „Wir verstehen uns blind. Wir sind etwa im selben Alter und von unserer Mentalität passen wir gut zusammen“, so Christof Hilligardt in einer Filmsequenz. Und das obwohl die Herkunft und die Lebensgeschichte der beiden Männer nicht unterschiedlicher sein könnte. Christof Hilligardt und Nsindu Kabuiku haben am Sonntag im Mittelpunkt des dritten Filmabends von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ gestanden. Gezeigt worden ist ihr Filmporträt vor ausverkauftem Kinosaal, der ebenso bunt besetzt gewesen ist, wie die Bilder des Films und die florale Dekoration im und um das Kommunale Kino.
Seit Jahrzehnten führt der gebürtige Pforzheimer Christof Hilligardt den alteingesessenen Familienbetrieb in der Wolfsbergallee. Für den 60-Jährigen ist das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten Alltag. „Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft“. Dadurch sei Pforzheim als Stadt viel lebendiger als noch vor Jahren, sagt er und ergänzt: Die ewig Gestrigen solle man gar nicht beachten. Viele der KundInnen von Christof Hilligardt kommen aus einem anderen Land. Die Hälfte seiner Beschäftigten hat einen Migrationshintergrund: „Für das Handwerk sind die Zuwanderer nicht nur ein Vorteil, sondern sogar ein Segen“. Das beste Beispiel dafür ist Nsindu Kabuiku aus dem Kongo. Er arbeitet seit vier Monaten in der Friedhofsgärtnerei und will „bis zur Rente dort bleiben“. Über seine Tätigkeit sagt er: „Ich habe früher schwere Arbeit auf dem Bau gemacht. Dagegen ist das jetzt wie eine Spielerei. Friedhöfe sind wie eine schöne Stadt“. Der 57-Jährige hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Er flieht 1992 aus seiner Heimat nach Pforzheim, von wo er 1996 abgeschoben wird. Im Kongo wird er inhaftiert. Es folgt ein Jahr Gefängnis, bevor er erneut fliehen kann. Seither lebt Nsindu Kabuiku in Pforzheim – zusammen mit seiner Frau, die 2001 nachgekommen ist, und seinen fünf Kindern. Sowohl im Film als auch in der anschließenden Gesprächsrunde erzählt er wenig über sein Leben im Kongo – „ich bin jetzt hier und das ist gut so. Deutschland ist mein zweites Land“.
Inszeniert und produziert wurde der Film von dem schon mehrfach ausgezeichneten Filmemacher Alexander Bambach. Er hat sieben Stunden Filmmaterial kompakt auf eine Länge von 30 Minuten zusammengefasst. Dabei ist ein dicht gestalteter Film entstanden, der das Miteinander der beiden Hauptdarsteller sicht- und spürbar macht. Und der deutlich zeigt, wie wichtig „Offenheit“ (Alexander Bambach) und das „aufeinander zugehen“ (Christof Hilligardt) für das Gelingen von Integration ist.
Getreu dem Konzept von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ endet auch der dritte Filmabend des multikulturellen Projekts mit einer kulinarischen Begegnung. Diesmal sind es afrikanische Speisen, süß und herb, die die KinobesucherInnen genießen können. Und da das Wetter schön ist, klingt der Abend bei milden Temperaturen im Schlosspark aus.
Am kommenden Sonntag geht es im Kommunalen Kino weiter mit „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“. Um 18 Uhr heißt es dann, Vorhang auf für das Filmporträt von Steffen Vallon und Eyas Elias. Ina Rau