Pforzheim – Die Mischung macht’s #2
Pforzheim – Die Mischung macht's #2
Im zweiten Doppelporträt werden die Syrerin Reem Rachid und die Türkin Zerrin Karaman vorgestellt.
Zerrin Karaman
Zerrin Karaman ist eine Türkin der zweiten Generation. Sie ist in Mühlacker geboren und in Bretten aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Pforzheim. Die gelernte Kinderkrankenschwester hat drei Kinder. Momentan ist sie in Elternzeit, die die 37-Jährige nutzt, um sich im internationalen Beirat und im Vorstand der alevitischen Gemeinde zu engagieren. Sie ist überrascht darüber, wie schwierig Integration immer noch ist und wie schwer es Asylsuchende dabei haben.
Reem Rachid
Als Reem Rachid aus Syrien flieht, ist ihr Sohn vier Monate alt. Es ist ein schwerer Fluchtweg über das Mittelmeer. Er führt sie nach Pforzheim, wo die 41-Jährige nun seit drei Jahren lebt. Ihr Sohn, inzwischen vier Jahre alt, geht in den Kindergarten. Er spricht so gut Deutsch wie arabisch. Die diplomierte Englischlehrerin, die in ihrer Heimat an der Universität gelehrt hat, besucht derzeit einen B2-Sprachkurs mit Berufspraktikum. Über diesen Weg hofft sie, eine Arbeit zu finden.
Freiheit bedeutet selbst zu entscheiden
Zweiter Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ zeigt die Lebensgeschichten von Zerrin Karaman und Reem Rachid
„Freiheit bedeutet für mich, dass ich selber entscheiden kann. Meine Eltern haben mit die größte Freiheit gegeben, indem sie hier nach Deutschland gekommen sind“, sagt Zerrin Karaman, eine der beiden Hauptdarstellerinnen beim zweiten Abend des interkulturellen Kinoprojekts „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“. Dieser steht unter dem inhaltlichen Schwerpunkt: Die „Freiheit der Person“. Was dies für die beiden Hauptdarstellerinnen bedeutet, das macht schon die filmische Aufbereitung ihrer Lebensgeschichten deutlich, die im Mittelpunkt des Geschehens im voll besetzten Kommunalen Kino steht.
Da ist zum einen Zerrin Karaman, eine Türkin der zweiten Generation. Die Mutter von drei Kindern ist in Mühlacker geboren und in Bretten ausgewachsen. Dies hat ihr ermöglicht eigenständig eine Berufswahl zu treffen und damit ihren Traumberuf Kinderkrankenschwester zu erlernen. Auf ihre Bildung und Ausbildung habe ihr Vater immer viel Wert gelegt, sagt die 37-Jährige. Die Türkei bezeichnet sie als ihre zweite Heimat.
Ganz anders ist das Schicksal vom Reem Rachid. Vor vier Jahren ist sie vor dem Krieg in ihrer Heimat Syrien geflohen, um sich und ihrem heute vierjährigen Sohn ein Leben in Sicherheit zu bieten. Noch steht die diplomierte Englischlehrerin am Anfang ihres neuen Weges – „ich muss ganz von vorne anfangen“ – und sucht nach einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Unumwunden räumt sie ein, dass sie alles von ihrer Heimat vermisse, vor allem aber ihre Familie, die sie seit fünf Jahren nicht gesehen habe, und den Duft des Jamins, der so typisch für ihre Heimatstadt Damaskus sei.
So unterschiedlich das Leben der beiden Frauen auf den ersten Blick verlaufen ist, so vielseitig sind ihre Gemeinsamkeiten. Dass es beiden Frauen immer auch um die Umsetzung ihres Lebensplanes geht, das zeigt das mit „Die Gazellen aus Gold“ betitelte Filmporträt eindringlich. Noch deutlicher wird es in dem sich an die Filmvorführung anschließenden Gespräch, das Projektleiterin Mirzeta Haug moderiert. Welch hohen Stellenwert die Freiheit der Person gerade für Frauen hat, die aus einer patriarchisch
en Gesellschaft kommen, betont Anita Gondek in der Diskussionsrunde: „Neben der gesellschaftlichen Freiheit braucht es auch die Freiheit im eigenen, engen Umfeld, die Unterstützung der Familie und des Partners.“ Die Integrationsbeauftragte der Stadt Pforzheim ist Patin des zweiten Abends von „Pforzheim 2017“, der im Rahmen des Projekts „Werte erleben und leben – Interaktive Werteverständigung in Pforzheim“ realisiert worden ist.
Eine weitere Dimension erhält die Veranstaltung durch den Filmemacher Bart Dewijze. Der Fachbereichsleiter Jugendhäuser beim Stadtjugendring ist gebürtiger Belgier und kann so ebenfalls einiges zum Thema Ankommen in einem fremden Land beitragen. So gibt es bei der abschließenden, kulinarischen Begegnung, die traditionell im Schlosspark stattfindet, ausreichend Gesprächsstoff.
Am kommenden Sonntag, 30. Juli, geht es um 18 Uhr weiter mit dem dritten Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht`s.
Ina Rau (ira)