Pforzheim – Die Mischung macht’s #7
Pforzheim – Die Mischung macht's #7
Im siebten Doppelporträt werden der Deutsche Christian Schmidt und der Iraner David Gholampour Tamali vorgestellt.
Christian Schmidt
Es sind verschiedene Bereiche, in denen Christian Schmidt neben seinem Beruf als Elektroingenieur aktiv ist. In seiner Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich im Forum Asyl, in der Initiative gegen rechts und als ehrenamtlicher Pate für Geflüchtete bei der Diakonie. In dieser Funktion hat der 34-Jährige vor etwas mehr als einem Jahr David Tamali kennengelernt. Zunächst hat er dem Iraner beim Ausfüllen von Formularen geholfen, doch schnell haben sich die Männer angefreundet.
David Gholampour Tamali
2012 ist David Gholampour Tamali zum christlichen Glauben konvertiert. Damit gehört er im Iran einer verfolgten Minderheit an. David Tamali flieht – zunächst nach Norwegen, später nach Deutschland. Seit etwa eineinhalb Jahren wohnt er im Asylbewerberheim in Pforzheim. Derzeit wartet der 33-Jährige auf die Anerkennung als Asylbewerber. Unterstützung erhält er von Christian Schmidt. Sein ehrenamtlicher Pate ist inzwischen aber viel mehr als ein Helfer, er ist ein guter Freund.
„Ich habe mehr gelernt, als ich beibringen konnte.“
Am Ende des siebten Filmabends von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ mit Christian Schmidt und David Gholampour Tamali wird gefeiert
„Wir haben uns auf den Boden gesetzt und Tee getrunken. Das war so als würden wir uns schon zehn Jahre kennen“, erinnert sich Christian Schmidt an sein erste Begegnung mit David Gholampour Tamali. Damals machte der 34-jährige seine ersten Schritte als Pate in der Flüchtlingsarbeit der Diakonie. Sein „Patenkind“ war der zum evangelischen Glauben konvertierte Iraner, der deshalb aus seiner Heimat fliehen musste. Seit diesem ersten Treffen sind jetzt knapp zwei Jahre vergangen. Aus der zunächst „geschäftlichen“ Beziehung hat sich eine gute Freundschaft entwickelt, über die Christian Schmidt sagt: „Ich habe viel mehr gelernt, als ich beibringen konnte.“
Christian Schmidt und David Gholampour Tamali waren die Hauptdarsteller beim siebten Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“. In „ihrem perfekten Film“, wie beide ihr Porträt von Filmemacher Lukas Hoelzle beschreiben, wird aber nicht nur ihre Freundschaft thematisiert. Auch über die sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten der zwei fast gleichalterigen Männer haben die BesucherInnen im ausverkauften Kommunalen Kino viel erfahren.
Vor knapp zwei Jahren flieht David Gholampour Tamali aus seiner Heimat, dem Iran. Er kommt nach Pforzheim, wo er seither im Asylbewerbercontainer in der Steubenstraße lebt. Nach wie vor wartet der gelernte Schiffsmechaniker auf sein Asylverfahren. Ganz aktuell hat er eine Arbeitserlaubnis erhalten und ist jetzt seit wenigen Wochen im Enchilada beschäftigt. Über seine neue Heimat sagt der 33-Jährige: „Pforzheim ist Leben. Pforzheim ist meine Stadt“. Immer wieder zeigt er sich erstaunt über die gemischte Kultur, über die vielen Menschen unterschiedlicher Nationalität, die er hier kennengelernt hat: „Ich habe hier viele Freiheiten. Für mich ist das sehr, sehr neu“.
„In Deutschland haben wir Meinungsfreiheit. Das ist etwas Besonderes. Sie zu erhalten, dafür müssen wir alle etwas tun“, so Christian Schmidt. Es sind verschiedene Bereiche, in denen der Elektroningenieur aktiv ist. Er engagiert sich ehrenamtlich im Forum Asyl, in der Initiative gegen rechts und für Geflüchtete. „Ich bin sehr wohlbehütet aufgewachsen. Meine Probleme sind gering“, sagt der gebürtige Celler. Integration kann aus seiner Sicht nur funktionieren, wenn jeder „einzelne eine kleine Sache macht. Das fängt bei der Begrüßung an.“ Trotzdem bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen wie der Schaffung von Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen. Eine eigene Wohnung zu haben, gehöre ebenso zu einem Gefühl der Sicherheit wie ein Asylverfahren, das schnell vorangehe. „Und das geht es nicht“, sagt er und nennt als ein typisches Beispiel David Gholampour Tamali, der seit zwei Jahren in der Warteschleife hänge und nicht wisse, ob er in Deutschland bleiben dürfe.
Im Anschluss an die Vorführung des Filmes hat auch beim siebten Filmabend von „Pforzheim 2017“ eine, an diesem Tag sehr ausführliche Gesprächsrunde mit Projektleiterin Mirzeta Haug stattgefunden. Dabei wurden viele Aspekte des mit einer iranischen Weisheit – „die Vergangenheit ist ein Traum, die Zukunft ein Wunsch“ – überschriebenen Filmes vertieft. Und danach wurde im Schlosspark gefeiert – mit nach persischer Art gegrillten Hähnchenschlegeln, mit iranischer Livemusik und mit Tanz.
Am kommenden Sonntag, 3. September, hebt sich der Vorhang um 18 Uhr zum achten und vorerst letzten Filmabend von „Pforzheim 2017 – die Mischung macht‘s“. Dann dreht sich alles um die Lebensgeschichten von Margarita Horlbeck und Rebecca Nagel. In Szene gesetzt worden ist dieses Filmporträt von Paul Scholten.
Ina Rau