Pforzheim – Die Mischung macht’s #8
Pforzheim – Die Mischung macht's #8
Im achten Doppelporträt werden die Kolumbianerin Margarita Horlbeck und die Deutsche Rebecca Nagel vorgestellt.
Margarita Horlbeck
Für Margarita Horlbeck ist Pforzheim „eine kleine, gute Stadt für Ausländer“. Das Leben sei hier leicht, im Gegensatz zu der Millionenmetropole Bogota, wo sie bis vor neun Monaten gelebt hat. Dann ist sie mit ihrer Familie nach Pforzheim umgesiedelt. Von Beruf ist Margarita Horlbeck Mediengestalterin. Zusammen mit ihrem Ehemann Mauricio Franco hat sie in Bogota selbstständig ein Büro betrieben. Jetzt arbeitet Margarita Horlbeck in der Werbeabteilung eines Versandhauses.
Rebecca Nagel
Rebecca Nagel ist gebürtige Pforzheimerin. Die 31-Jährige hat eine Ausbildung als Informatikkauffrau absolviert und soziale Arbeit studiert. Vor dem Studium hat sie ein halbes Jahr auf der Insel Guam, Südpazifik, gelebt. Eine „wertvolle Erfahrung“, die sie „nicht missen möchte“. Rebecca Nagel ist als Sozialpädagogin bei Q-PRINTS&Service tätig. In dieser Funktion hat sie Margarita Horlbeck, ehemals Teilnehmerin des Projekts Medienwerk, bei der Arbeitsvermittlung unterstützt.
„Heimat ist da, wo ich mich wohl fühle“
Eine freiwillige Zuwanderung und jede Menge kolumbianisch zubereiteter Bohnen beim achten Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“.
Die Frage was und wo Heimat ist, beantworten die beiden Hauptdarstellerinnen beim achten und vorerst letzten Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ auf unterschiedliche Weise: „Pforzheim, wo ich geboren bin, ist für mich Heimat“, sagt Rebecca Nagel und räumt ein, dass sie sich ansatzweise auch im Südpazifik heimisch gefühlt habe, wo sie ein halbes Jahr gelebt hat. Für Margarita Horlbeck ist Heimat dort, „wo ich mich gut, wo ich mich wohl fühle.“ Die Lebensgeschichten von Margarita Horlbeck und Rebecca Nagel standen am Sonntag im Mittelpunkt des interkulturellen Filmprojekts im Kommunalen Kino. In Szene gesetzt worden sind ihre Porträts von Paul Scholten.
Es ist eine freiwillige Migration, die Margarita Horlbeck vor knapp einen Jahr dazu bewegt hat, mit ihrem Mann und ihren beiden Kinder im Teenageralter nach Pforzheim umzusiedeln. Damit kehrt sie in die Heimat ihres Vaters zurück, der 1936 nach Kolumbien ausgewandert ist. Das Leben in Kolumbien, die Familie hat in der Millionenmetropole Bogota gelebt, sei sehr schwer gewesen, sagt die ausgebildete Mediengestalterin. Sich und ihren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten, nennt sie als Grund für die Emigration. An Pforzheim schätzt die Familie die Ruhe und dass sie hier herzlich aufgenommen worden sei. Inzwischen haben sich die Horlbecks eingelebt. Einen wichtigen Anteil daran habe aber auch ihr Beruf, ihre Arbeit, sagt Margarita Horlbeck. Seit Frühjahr ist sie als Mediengestalterin in einem Pforzheimer Versandhaus tätig.
Rebecca Nagel ist als Sozialpädagogin bei Q-Prints&Service beschäftigt. In dieser Funktion hat sie Margarita Horlbeck zunächst als Teilnehmerin in das Projekt Medienwerk vermittelt und so bei der Arbeitssuche unterstützt. Doch nicht nur aus ihrer beruflichen Perspektive, durch die Arbeit mit Langzeitarbeitslosen, weiß Rebecca Nagel wie wichtig der Beruf für das Selbstwertgefühl ist. Die 31-Jährige hat eine Ausbildung als Informatikkauffrau absolviert. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass das nicht meins ist, dass ich das nicht mein Leben lang machen möchte. Dass ich etwas Sinnvolles mit Menschen machen möchte“. So hat sie soziale Arbeit studiert und dieses Fachwissen während ihrer Elternzeit vertieft. Auf die Frage, welchen Tipp sie Geflüchteten, die eine Arbeit suchten, geben könne, sagt sie: „Es braucht einen langen Atem und ist harte Arbeit, bis man einen Job findet“
Der Filmemacher Paul Scholten steht noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Nachdem der gebürtige Pforzheimer für seinen Dokumentarfilm über das Alter und den Tod mit dem Baden-Württembergischen Jugendfilmpreis ausgezeichnet worden ist, wird er jetzt eine große Leidenschaft, das Filmen, zum Beruf machen. Ab Herbst studiert er Mediengestaltung mit Schwerpunkt Film in München. Die vielen beruflichen Möglichkeiten, die er persönlich durch seine Herkunft habe, nennt er Luxus.
Trotz des kühlen Wetters klingt auch der achte Filmabend von „Pforzheim 2017 – Die Mischung macht’s“ im Schlosspark aus. Kulinarisch verwöhnt werden die KinobesucherInnen dabei von einem kolumbianischen Bohnengericht und einem deutschen Nachtisch, stilvoll serviert in Einmachgläsern.
Der große Abschluss von „Pforzheim 2017 – die Mischung macht‘s“ findet am Sonntag, 24. September, um 18 Uhr, im Kulturhaus Osterfeld statt. Dann wird ein Zusammenschnitt aller acht Filme gezeigt. Der Eintritt ist frei. Umrahmt wird dieser Abend von einer kulinarischen Revanche des Publikums. Wer sich mit einem Beitrag am multikulturellen Buffet beteiligen möchte, kann dies beim Kommunalen Kino unter 07231/5661970 anmelden.